Ostseeman: Ein Brander Triathlet im hohen Norden


Bericht von Oliver Dickheuer

Dieses Jahr wollte ich mich wieder der Herausforderung Langdistanz stellen und so plante ich meinen Start am 06.08.2017 beim Ostseeman in Glücksburg. Nach einer gemütlichen Anreise mit meiner Frau Anke am Donnerstag und einer super Pastaparty am Freitag wurde es langsam ernst und ich checkte dann am Samstag mein Rad und die Wechselbeutel ein. Mittlerweile waren auch Niko (mein Coach) und seine Freundin Anne in Glücksburg angekommen, um des Supporter-Team für den Wettkampf zu vervollständigen.

Am Sonntag spazierte ich um kurz vor 6 Uhr die 400m von unserer Ferienwohnung in den Startbereich, überprüfte noch einmal das Bike und pellte mich in den Neo. Ich war immer noch recht ruhig, klar Anspannung war da, aber keine Nervosität. Ich stellte mich ganz links für den Landstart auf. Der Countdown zählte runter, Startschuss und ab in die frische, knapp 18 Grad warme Ostsee. Die ersten Meter musste man durch flaches Wasser waten und dann ging das Schwimmen los. Plötzlich spürte ich etwas Weiches, Glitschiges an meiner Hand. Och ne, Quallen. Zwei Abschnitte auf der 1,9 km Runde waren wahre Quallenfelder. Zack, hatte ich auch schon eine im Gesicht. Es brannte mächtig auf der Wange und an den Lippen. Der Rückweg war mit ordentlichem Wellengang und Gegenströmung garniert, und so hieß es: volle Konzentration. In der zweiten Runde war ich auf einmal mehr oder weniger alleine. Das Feld hatte sich in die Länge gezogen, also nix mit Wasserschatten. Irgendwann war es vorbei und der Strand kam näher.

Beim Wechsel habe ich mir schön Zeit gelassen. Die Helfer waren super und auf Zack. So ging es dann auch recht entspannt auf die erste 30km lange Radrunde. Ich fuhr meinen Rhythmus und merkte recht schnell, dass es eigentlich ordentlich lief und es mir mega Spaß machte. Unterwegs waren wahnsinnig viele Stimmungsnester. Viele Anwohner stellten ihre Möbel an die Strecke und frühstückten. La Ola Wellen, Discobeschallung und viele Kinder die Abklatschen wollten, hier war mächtig was los. Bei mir auch und ich spulte Runde für Runde im ziemlich gleichem Tempo ab. Jedesmal wenn ich den Sandwig Hill hochfuhr, pushte Niko mich weiter vor. Nach 6 Runden war das Radfahren überstanden. Der kräftige Westwind, die vielen Höhenmeter und Richtungswechsel hatten ordentlich reingehauen. Ja ihr habt richtig gelesen, Höhenmeter, nix flach an der Ostsee. So über 1000 hm kamen wohl zusammen.

Der zweite Wechsel ging recht fix. Wie den Profis wurde uns das Rad abgenommen, ab ins Wechselzelt und auf die Laufstrecke. Ich bin dann erstmal wie gegen eine Wand gelaufen. Tausende Zuschauer an der Promenade, lärmten und feuerten die Athleten an. Gänsehaut war angesagt. Am Ende der Promenade ging es dann den ersten fiesen Stich ins Wohngebiet. Die erste Runde lief ich ziemlich zügig. Noch 4 Runden a 8,5 km. In Runde 2 merkte ich, dass ich das Tempo so wohl nicht halten kann, also Tempodrosselung aber kontinuierlich weiterlaufen. An den Verpflegungsstellen verpflegte ich mich mit Cola und Wasser und kühlte mich mit den bereitgestellten Schwämmen. Die letzte Runde bin ich noch einmal etwas schneller gelaufen, ich wollte unbedingt noch die 11:30h unterbieten. Ein letztes Mal über die Holzbrücke am Yachthafen mit Vollschub. Vor mir noch ein Läufer, den ich mir noch holen wollte. Die Zuschauer merkten, dass ich nochmals alles gab und feuerten mich an, viele riefen meinen Namen. Doch er musste dann links auf seine letzte Runde abbiegen und ich durfte weiter in den Zielkanal. Gänsehaut pur. Ich sah zum Zielbogen, geschafft: 11:28:47! Ich bekam die Finisher-Medaille und war total fertig. Alles an Energie hatte ich rausgepresst. Ich wankte wie ein alter Mann in die Verpflegungszone und konnte endlich Anke, Anne und Niko in die Arme nehmen.

Die Unterstützung des Publikums und die riesige Stimmung werden mir immer im Gedächtnis bleiben. Nachdem ich mich etwas erholt hatte, sind wir dann noch zu Finishline-Party gegangen und haben den Tag mit dem abschließenden Feuerwerk ausklingen lassen. – Ich habe einen meiner besten Langdistanzwettkämpfe gemacht und bin stolz auf das Erreichte!