Maastricht Du- statt Tri-athlon


Interview von Andreas Trautmann mit Amelie Krings und Andreas Graf

Kurzfristig war der Triathlon (400m/18km/4km) in einen Duathlon (1km/18km/4km) umgewandelt worden. Wir waren gespannt, wie Amelie und Andy ihren ersten Wettkampf in dieser Saison erlebt haben.

Amelie, dein erster Start heute früh in Maastricht beim Sprint und du gewinnst, um es mal olympisch auszudrücken, die Goldmedaille in der AK30. Wie hast Du das gemacht?
Der Sieg kam schon überraschend. Es war der erste Wettkampf nach einer langen (Corona-) Pause. Daher hatte ich erstmal keinen Druck, eine bestimmte Zeit zu erreichen. Ich hatte aber im Gefühl, dass die doppelte Lauf-Disziplin des Duathlons anstelle des geplanten Freiwasserschwimmens für mich persönlich von Vorteil sein würde.

Andy, auch du warst heute erfolgreich. Bronzemedaille in der AK-Wertung? Hast du damit gerechnet?
Ganz und gar nicht, das ist total überwältigend. Hätte nie damit gerechnet, unter die ersten drei in der Altersklasse zu kommen, aber es fühlt sich verdammt gut an. Es war so ein tolles Event mit einer super Unterstützung.

Leider wurde die Veranstaltung kurzfristig auf einen Duathlon geändert. Was war der Grund, Amelie?
Der Grund für die Umorganisation des Triathlons war die zu starke Strömung in der Maas. Seit der Unwetterkatastrophe ist außerdem der Wasserpegel extrem hoch.

Andy, war das für dich ein Vorteil? Schwimmen ist nicht so Dein Ding.
Ganz ehrlich ist eine Menge Druck am Freitag um 17 Uhr von mir abgefallen, da kam die Mail. Meine Paradedisziplin wurde durch einen Lauf ersetzt! Als ich das gelesen hatte, war ein Großteil der Nervosität verschwunden. Es war ein riesen Vorteil, und als wir das Chaos mit den Tüten in der Wechselzone und was kommt wo rein oder wie komme ich an meine Schuhe, was kann ich beim Rad lassen, bewältigt hatten, konnte es auch eine halbe Stunde zu früh losgehen.

Frage an beide: Wie war der Radcourse? Und wie habt ihr euch taktisch auf der Strecke verhalten?
Andy: Wir sind gleichzeitig gestartet und da wir relativ gleich vom Stand her sind, haben wir uns nie aus den Augen verloren. Die Strecke war im ersten Teil sehr winkelig durch die Stadt, Straße, Fußweg, Radweg, Asphalt, Pflaster, let op drempels, enge Kurven. Da musste man voll konzentriert sein. Dann ging es außerhalb etwas ländlicher weiter, da konnte man dann zu seinem Rhythmus finden. Dafür war es aber verdammt windig. Taktisch war bei mir gar nichts, einfach nur alles raushauen. Dann wurde ich doch irgendwie vom Anfang der Wechselzone überrascht, 90°-Kehre und schon die Linie. Rechts war ich raus aus dem Schuh, für links gab`s nur raus aus dem Pedal.
Amelie: Die Radstrecke von 18 Kilometern war technisch recht anspruchsvoll, da sie extrem verwinkelt war und zunächst durch Wohnstraßen mit verkehrsberuhigenden Hindernissen, hinterher aber auch durch die Stadt führte. Dort musste man dann immer damit rechnen, dass Passanten oder Radfahrer die Straße kreuzten. Insgesamt musste ich mich ziemlich konzentrieren, um während des „Stop and Go“ meine Kräfte optimal einzusetzen.

Die letzten 4 Lauf-Kilometer. Konntest du noch was zusetzen, Andy?
Ich habe echt versucht, nicht zu schnell anzulaufen, ist mir leider nicht so ganz gut gelungen. Es kam zum Glück nicht zu einem extremen Einbruch und bei Kilometer drei hatte man Ziel und Strecke im Blick, dann noch bis zum Wendepunkt und ab da ging es wieder, da wusste ich, es geht auf. Zu kämpfen hatten wir alle, denke ich.

Amelie, du hattest Seitenstiche. Wie bist du damit umgegangen?
Ich wusste, dass die Seitenstiche auf der kurzen Strecke bis zum Zieleinlauf wohl nicht mehr weggehen würden, schaute auf meine Uhr, die mir eine Pace von 4:20 anzeigte und vereinbarte innerlich mit mir selbst, diese Geschwindigkeit zu halten. Das ist mir dann auch bis zum Schluss gelungen.

Wie waren die letzten 10 Meter auf dem roten Teppich?
Andy: Es war toll, besonders der rote Teppich mit dem M vom Ironman in der Mitte, noch dazu das Goldlametta überall am Streckenrand. Leider war der Zielbereich für Zuschauer gesperrt. Die Eindrücke überschlugen sich: Der Torbogen mit der Anzeigetafel, kurzer Blick auf die Endzeit, knapp unter einer Stunde. Und dann das Wissen, es geschafft zu haben! Ich bekomme jetzt noch Gänsehaut, all diese tollen Gefühle.
Amelie: Toll! Ich bin ein großer Fan von flotten Endsprints auf den letzten Metern! 🙂

Einige Fans hatten sich zum Anfeuern angesagt? Wie war der Support?
Amelie: Mich persönlich rührt es immer, wenn von irgendeiner Seite plötzlich Motivationsrufe kommen. Das gibt einem ein tolles Gemeinschaftsgefühl, sodass man plötzlich mehr für die Gruppe kämpft als für sich selbst. Gerade im Individualsport wie dem Triathlon ist so ein Gruppenzusammenhalt klasse!
Andy: Total schön, ihr seid morgens mit den Rädern gestartet, nur um uns zu unterstützen. Ganz starke Leistung! Gerade auf den letzten Metern vor dem Ziel gab das nochmal einen richtigen Push. Dann die Glückwünsche von euch und das kleine spontane Feiern vor Ort mit Gummibärchen, Banane und dem, was der Veranstalter sonst noch so zu bieten hatte, mega!

Welche sportlichen Highlights stehen in den nächsten Tagen an?
Andy: Irgendwie ist alles abgesagt worden, wofür wir uns sonst noch so angemeldet hatten. Aber dadurch, dass der Eupen Triathlon in den September verschoben wurde, komme ich vielleicht doch noch 2021 zu meinem „ersten Triathlon“.
Amelie: In dieser Saison steht Ende August noch ein Ligawettkampf, ebenfalls in der Sprintdistanz, an. Da ich jetzt wieder regelmäßiger schwimmen gehe, hoffe ich, dass der Wettkampf wie geplant stattfinden kann. Darüber hinaus habe ich vor kurzem aber auch das Bouldern für mich entdeckt. Natürlich hoffe ich wie viele auf eine Zeit, in der Wettkämpfte wieder leichter planbar sind und dann auch durchgeführt werden können. Bis dahin müssen wir flexibel sein. Am wichtigsten ist, sich seine persönliche Motivation und vor allem die Freude am Sport zu erhalten!

Vielen Dank für das Interview. Viel Glück bei den kommenden Aufgaben!