Pia Huppertz bei IDM in Berlin


Am Mittwoch, den 08.06.16 hieß es für Pia Huppertz: „Berlin, ich komme!“ Für alle diejenigen, die mit dem Namen nichts anfangen können: Pia Huppertz ist seit mehreren Jahren im Brander Schwimmverein und seit Januar eine Bereicherung für die 2. Wettkampfmannschaft. Vom 09.06 – 12.06. startete sie erfolgreich für die BSG Aachen auf der 30. IDM für Menschen mit Handicap. Rund 460 Schwimmer, darunter Paralympics-Sieger und Medaillengewinner bei Welt- und Europameisterschaften aus 37 Nationen, trafen sich im Europasportpark in Berlin.Unterstützt wurde sie selbstverständlich von Mama Vera und ihren zwei überaus stolzen Trainerinnen Pia Hallmann und mir. 

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Während Pia und ich es nicht für wichtig erachtet haben in die Uni zu gehen und es vorzogen um 10:30 zum Flughafen zu fahren, saß unser Schützling noch in der Schule (wie es sich gehört) und bekämpfte mit Unterstützung von Mama Vera um 14:45 die lange Reise, die um 22:00 Uhr endete, mit dem Zug. Der aufmerksame Leser wird sich wohl fragen, wie es zu dieser Verkehrsmittelwahl gekommen ist… ich würde behaupten es liegt an unserer Bequemlichkeit und an den sehr zuvorkommenden Flugpreisen einer gewissen Fluggesellschaft. In Berlin angekommen, wurde zunächst in der Pension eingecheckt und anschließend das Schwimmbad gesucht. Blöd nur, dass wir nicht bedacht hatten, dass sich die Halle quasi unter dem Boden befindet. So wurde eine Weile lang die Halle gesucht, obwohl man schon auf dem Dach stand.

%image_alt%Pia Huppertz und Vera trafen am Abend im Hotel noch Pias Landestrainer Lukas Niedenzu und bekamen die letzten Informationen zur IDM. Dann ging es für die Beiden schnell ins Bett.Falls nun nicht klar sein sollte, um welches Team es sich dabei handelt: Pia befindet sich neben dem BSV und dem BSG noch im Team BRSNW, in welchem sie im Landeskader von Trainer Lukas Niedenzu samstags in Köln trainiert wird und an diversen zusätzlichen Trainingseinheiten und Wettkämpfen teilnimmt. Das Team reiste mit 14 Sportlern mit Handicap, Trainern und Eltern, welche für viel Spaß und guter Stimmung gesorgt haben, an. Es konnte also nichts mehr schief gehen.

Ursprünglich sollte Pia über 12 Starts bei den IDM starten (50m Rü, 100m Rü, 200m Rü, 50m Br, 100m Br, 200m Br, 50m Fr, 100m Fr, 200m Fr, 400m Fr, 200m La, 4x100m La Staffel). Viele würden da schon schlucken, aber für Pia… kein Problem. Sie beschloss kurzerhand 6 Strecken draufzupacken, denn: jeden Tag im Finale schwimmen ist doch schön!

%image_alt%Am Donnerstag begann um 07:00 das Einschwimmen… keine Uhrzeit für Studenten! Dennoch schreiteten Pia Hallmann und ich zu unserer S-Bahn, die wir am ersten Tag leider nur für eine Haltestelle nutzen konnten. Naja, ein bisschen Bewegung schadet nicht und hält wach. Nachdem das Einschwimmen erfolgreich absolviert wurde, konnten wir schon erste Eindrücke sammeln. Die kleinen „Wehwechen“, die jeder von uns mal hat, kamen einem plötzlich so belanglos vor. Schon beim Einschwimmen wurde uns deutlich, dass man es hier mit klasse Sportlern zu tun hatte. Jegliche Handicaps schienen im Wasser wie vergessen. Bemerkenswert, was man alles aus sich machen kann.

Als erstes fingen die Männer mit den 200m Freistil an. Da jeder Sportler 20 min vor seinem Start am Callroom sein musste, war nicht lange Zeit zum Ausruhen. Nachdem die letzten weisen Worte von ihren drei Trainern gesprochen wurden, begleiteten Pia Hallmann und ich Pia Huppertz zum Callroom von wo aus sie auf sich alleine gestellt war.

%image_alt%Da Pia sich in der letzten Zeit sehr in Kraul gesteigert hat, konnte man von einer Bestzeit ausgehen. Dass es eine Bestzeit von 18 Sek. sein würde, damit hatte wohl niemand gerechnet. So belegte sie mit einer Zeit von 03:14,58 einen 7. Platz in ihrer Altersklasse und einen 4. Platz in ihrer Startklasse und holte somit 257 Punkte. Die Platzierung lässt auf eine Teilnahme im Finale schließen, doch für die Jugend B wurde die Strecke im Finale nicht angeboten. Also eine Strecke weniger. Für alle Unwissenden: beim Schwimmen mit Handicap werden die Sportler in Klassen eingeordnet. Falls sich jemand dafür interessiert, kann er gerne nachlesen, was welche Startklasse bedeutet. Die Erklärung wäre vermutlich viel zu lang und unverständlich, da es von einem Ahnungslosen erklärt werden würde.Durch den Klassenstart war die vorherige Nervosität wie verflogen und ein Grund zur Freude war gegeben. Kurz verschnaufen, dann ging es für Pia schon weiter zu den 100m Brust, für welche sie sich mit einer persönlichen Bestzeit von 1:51,86 mit dem Platz 8 in der AK und dem 10. Platz in ihrer Startklasse für das Finale qualifiziert hat. Da die neue Bestzeit nicht genug war, hat Pia ihre Bestzeit im Finale mit einer 1:50,07 unterboten und erreichte somit mit 341 Punkten den 5. Platz in ihrer AK.

Mit diesem tollen Abschluss endete der erste Wettkampftag.

%image_alt%Am nächsten Morgen ging man gestärkt wieder in die Halle. Es wurden schon Pläne für den Nachmittag geschmiedet, da man von keiner Finalteilnahme ausgegangen war. Doch Pia hat uns wieder einmal eines Besseren belehrt und verlegte unsere Nachmittagsplanung erneut in die Schwimmhalle zum Finale. Nach dem ersten Start, den 100m Freistil und einer neuen Bestzeit von 11 Sek., verschwand auch schon der Gedanke Berlin zu erkunden. Doch Pia qualifizierte sich nicht über die 100m Freistil fürs Finale, sondern setzte über 50m Rücken mit einer Zeit von 0:45,31 und Platz 5 in ihrer AK, was selbstverständlich wieder eine persönliche Bestzeit war, noch eine Teilnahme drauf.In der Pause nutzen Pia Hallmann und ich die Gelegenheit um das Brandenburger Tor und die Umgebung zu erkunden. Es blieb jedoch nicht viel Zeit, da das Finale nicht lange auf sich warten ließ. Aber: für ein Eis ist immer Zeit.


Pia ruhte sich kurz im Hotel aus und um 15:00 Uhr war sie zum Einschwimmen wieder im Wasser. Im Finale konnte Pia dann ihre Zeit halten und erreichte den 9. Platz. Nach dem Wettkampftag gingen wir mit dem gesamten Team BRSNW beim Mexikaner essen. Die Sportler konnten sich bei diesem nochmal erholen und sich für den nächsten Tag stärken. Es wurde viel gelacht und ordentlich gegessen. Manchen Schwimmern schien das Essen jedoch nicht so gut bekommen zu sein, sodass am nächsten Tag schon die ersten Sportler ausfielen. Im Laufe des Wettkampfes sollten es noch mehr werden. Umso glücklicher waren wir, dass Pia nur über Magenschmerzen klagte und trotzdem weiter startete.

Der Samstag sollte der anstrengendste Tag für Pia sein. Sie startete über 50m Freistil, 50m Brust und 400m Freistil, wobei sie erneut überall eine Bestzeit geschwommen ist. Nicht genug, qualifizierte sie sich für die 50m Brust und die meist geliebte Strecke, den 400m Freistil, fürs Finale. Die 400m Freistil absolvierte sie in einer Zeit von 06:58,69 und erreichte den 6. Platz in ihrer AK. Anschließend stand noch die 4×100 m Lagenstaffel des Teams BRSNW an. Nur um knapp eine Sekunde verfehlten die Mädels die Bronzemedaille und mussten sich gegen die Nationalteams aus Japan, Polen und der Vereinsmannschaft aus Potsdam geschlagen geben.

 

In der Pause besuchten Pia Hallmann und ich das Wachsmuseum Madame Tussauds, während Pia nur eine kurze Pause zum Kräftesammeln blieb, bevor es wieder zum Einschwimmen ging. Im Finale erreichte Pia den 7. Platz über 50m Brust und den 9. Platz über 400m Freistil. Darüber hinaus machte sich Pia bereits einen Namen. So musste sie vor dem Callroom nicht mehr ihren Ausweis zeigen, sondern wurde schon mit Namen angesprochen. Pias Fanclub, der unter anderem aus unserer Mannschaft bestand, hat außerdem berichtet, dass im Livestream der Kommentator von einem „very quick start from Pia Huppertz“ gesprochen hat oder von „Pia Huppertz with the pink cap“.

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Die Kräfte ließen allmählich nach, doch Pia blickte zuversichtlich zum nächsten Tag, da an diesem wieder angenehmere Strecken folgen sollten. So ging man am nächsten Tag sehr müde, aber mit guter Laune in die Schwimmhalle. Der Wettkampf begann mit den 100m Rücken, über die sich Pia mit einer 1:39,07 und Platz 7 für das Finale qualifizierte. Anschließend folgte eine weitere Finalqualifikation über die 200m Lagen und eine klasse neue Bestzeit. Eine dritte Finalqualifikation hätte es über die 200m Brust gegeben, doch hier gab es nur eine offene Wertung ohne Finale – schade eigentlich. Anschließend folgte ein entspanntes Pizzaessen und ein Austausch aller Erfahrungen der letzten vier Tage. Dann traten wir die lange Heimreise an und lagen um 2 Uhr am Montagmorgen wieder in Aachen in unseren Betten.

Die Erschöpfung bei uns allen war sehr groß, doch es hat sich in jedem Fall sehr gelohnt. Für die tapferen Leser unter euch, die den Bericht bis zum Ende gelesen haben: Mir ist bewusst, dass der Bericht sehr ausführlich ist, doch ich finde man sollte von so einer Leistung auch viel berichten. Ich möchte hiermit verdeutlichen, welch Ausdauer und Ehrgeiz hinter so einer Meisterschaft stecken und auf die tolle Leistung von Schwimmern mit Handicap aufmerksam machen.

Ich bin sehr dankbar dafür eine so tolle Erfahrung gemacht zu haben und hoffe sehr nächstes Jahr wieder in Berlin sein zu können.

 

-Natasa